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Bewegender Festgottesdienst in der Gedächtniskirche Maria Regina Martyrum

06. Apr 2008

Mit einem feierlichen Gottesdienst in Konzelebration dreier Bischöfe aus Deutschland, Polen und Frankreich ist der Jubiläumskongress der deutschen Sektion von pax christi in Berlin zu Ende gegangen. Die beiden Präsidenten der deutschen und der französischen Sektion, Bischof Algermissen aus Fulda und Bischof Stenger aus Troyes, standen zusammen mit …

Zu Beginn des Gottesdienstes sprach Alexander Groß, Sohn des von den Nazis hier ermordeten und später selig gesprochenen Nikolaus Groß und langjähriges pax christi-Mitglied, über die bleibende Bedeutung eines wachen und kritischen Geistes gegen Ungerechtigkeit, Unfreiheit und die vielfältigen Formen der Verletzung der Menschenwürde und Unterdrückung von Menschenrechten - damals wie heute!

Im Gottedienst überbrachten die beiden Konzelebranten die Grüße und Wünsche der polnischen und der französischen Bischofskonferenz, verbunden mit dem Dank für das Jahrzehnte lange gemeinsame Friedenszeugnis.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Prof. Hans Joachim Meyer, nahm am Gottesdienst teil und erinnerte in seinem Grußwort am Schluss des Gottesdienstes an die Geschichte dieser Kirche auf dem Boden des Naziterrors als einer vom Laien-Katholizismus in den 50er Jahren entworfenen und seither getragenen Stätte der Erinnerung und Mahnung - unterstützt durch die 25jährige Präsenz der Karmel-Schwestern im angrenzenden Kloster. Nach ihm betonte abschließend Eva-Mara Willkomm vom Oekumenischen Dienst Schalomdiakonat, die enge Partnerschaft mit pax christi in der Vorbereitung von Menschen für Friedensdienste und Gewaltfreiheit als aktueller ökumenischer und politischer Aufgabe.


In seiner Festpredigt führte Bischof Algermissen u.a. aus:

Die ersten Auferstehungserfahrungen sind verklungen, der öde Alltag über¬mächtigt die Jünger.

Solch eine Haltung, die innerlich mit den Dingen abgeschlossen hat und in Resignation und Gleichgültigkeit abrutscht, gibt es auch oft unter uns: „Hinter dem Ofen hervorlocken werden wir sowieso nicht mehr viele. Was soll sich in den nächsten Jahren schon ändern in der Kirche und in einer krisengeschüttelten Gesellschaft?“ Keine Aussicht, keine Perspektive!

Und wir von pax christi stellen unsere besonderen Fragen: 60 Jahre haben viele Frauen und Männer mit Energie und unbeschreiblichem Engagement versucht, dem Geist des Friedens und der Versöhnung einen Weg zu bahnen. Und erlebten als katholische Friedensbewegung doch immer wieder die alten Mechanismen von Gewalt, Aggression und Vergeltung.
Zwischen den wohlhabenden Industriestaaten des Nordens und der Mehrzahl der armen Entwicklungsländer schwelt seit Jahrzehnten ein tiefgreifender Konflikt. Die fortdauernde Ungerechtigkeit ist ein ständiger Gefahrenherd für den Frieden im globalen Bereich.

Lüge und Verdrängung, Selbstbetrug und Verharmlosung bilden die Keime des Unfriedens im Bereich unserer Gesellschaft.
„Sind wir, wenn wir ehrlich sind, nicht ohnmächtig angesichts solcher Lage?“
So und ähnlich höre ich es immer wieder. Ein fader Geschmack macht sich breit: Wenig Salz, wenig Freude und wenig Hoffnung. Wohin soll das führen? Und dann kommt jene gefährliche Stimmung auf, die die geistlichen Väter „acedia“ nennen, das, wo einem alles irgendwie überdrüssig wird.
(…)

Es gibt die Gnade, liebe Schwestern und Brüder von pax christi, gegen den Augenschein und das Übliche erneut aufzubrechen, sogar über alle Fischergewohnheit hinaus am helllichten Tag auszufahren und die Erfahrung zu machen, dass das Wort eines anderen trägt, das Wort des ganz Anderen.

„Tut es noch einmal, allein auf mein Wort hin! Tut das Alte in neuer Motivation! Tut es, weil ich es euch sage!“
Wir müssen in unserer pax christi-Bewegung einander helfen, diese Spiritualität des Noch-Einmal auf SEIN Wort hin einzuüben. (…)

Vergessen wir bitte niemals: Das erste Wort des Auferstandenen, als er am Abend des Ostertages in die Mitte seiner verängstigten Jünger trat, lautet: „Der Friede sei mit euch!“ (vgl. Joh 20, 19-22) und sofort danach, als Verstärkung dieser Osterzusage, ruft er ihnen noch einmal zu: „Der Friede sei mit euch!“

Denen, die an die alles verändernde Botschaft der Auferstehung glauben und daraus hoffen, gehört die Zukunft. Sie wissen sich vom Auferstandenen beschenkt mit der allerwichtigsten österlichen Gabe: dem Frieden.

Man kann aber nicht an das alles im Kern verändernde Leben der Auferstehung glauben, das wir Sonntag für Sonntag feiern, ohne sich um die Verbesserung der irdischen Lebensbedingungen in unserer kleinen und in der weiten Welt zu mühen.
Im Klartext: Wer die Auferstehung Jesu Christi vom Tode bekennt, darf zum Beispiel nicht zur Tötung ungeborener Kinder schweigen, muss klar Stellung beziehen in der Frage der auch in unserem Land diskutierten aktiven Sterbehilfe, oder besser: Euthanasie.

Der Glaube an die Erlösung durch Kreuz und Auferstehung Jesu Christi führt von selbst in den Aufstand gegen alle Formen des vorzeitigen gesellschaftlich wie politisch, wirtschaftlich wie militärisch organisierten Todes. Christinnen und Christen sind zwar keine Friedenstörer, aber sie müssen sich massiv als Störenfriede dort betätigen, wo immer die Mächte des Todes am Werk sind ─ sei das im privaten, im gesellschaftlichen wie politischen Bereich.

Was der Sauerstoff für die Lunge ist, das bedeutet österliche Hoffnung für unsere menschliche Existenz. Auch für unser Engagement in der katholischen Friedensbewegung pax christi!

„Surexit dominus vere – der Herr ist wahrhaft auferstanden“. Aus der Feier unseres Jubiläums „60 Jahre pax christi Deutschland“ wünsche ich uns die österliche Kraft der Hoffnung, um die notwendigen nächsten Schritte zu tun. Der Gekreuzigte und Auferstandene segne uns! Amen.